Donnerstag, 3. Mai 2012

Bericht von der Harzquerung am 28.04.2012

Kurzinfo:
50-km-Ultra mit respektablen 1400 Höhenmetern. Der wärmste Apriltag seit Menschengedenken machte mir zu schaffen, erschöpft erreichte ich Platz 5 von 410 in 4:10 h

Bericht:
Man muss es einfach lieben: Allein schon die Webseite der Harzquerung ist altmodischer als Letscho und Alf zusammen. Dann der Preis: 18 Euro für einen Ultra mit Komplettversorgung - wo gibts denn so etwas noch? Dazu gibt es für 4 Euro die Möglichkeit der Turnhallenübernachtung am Startort in Wernigerode, für Zugfahrer einfach unwiderstehlich.
Nach langer Anreise suche ich mir also eine freie Stelle in der Turnhalle, die Matten sind leider alle, es wird ne harte Nacht. Auf dem Weg in die Innenstadt lerne ich Ronny aus Berlin kennen. Wir wollen gerade mal was trinken gehen (Stichwort: Wernigerode-Hasserode), da geraten wir in einen Junggesellenabschied und haben einen Schnaps verschluckt, noch bevor wir "hallo" sagen konnten. Die Jungs sind echt nett, können aber mit der Vorstellung, am nächsten Morgen 50 km nach Nordhausen laufen zu WOLLEN, nicht anfangen. Nach kleinem Abschiedsbierchen trennen wir uns, essen Pizza und gehen bald zu "Bett". Treffe noch Ecki aus Berlin, der Kerl, der unterwegs die besten Fotos macht und die verlorene Zeit locker bergab wieder "einfliegt".
Überhaupt ist die Harzquerung das Sammelbecken vieler Rennsteiglaufveteranen, welche hier für die 72 km einen letzten Leistungstest abliefern.
Vom Start um 8:30 Uhr an geht es erstmal bergauf, wir sind schnell mitten im Wald. Nadelwälder dominieren diese Gegend. Der Untergrund ist schroff.

Höhenprofil
Es ist bereits spürbar, dass es ein warmer Tag wird. Zur Sicherheit nehme ich mir eine Flasche Wasser mit auf den Weg, welche ich gelegentlich auffülle. Irgendwie sind die Beine noch schwer, aber ich hoffe, dass es sich "einläuft". Auf der ersten Hälfte gibt es nur wenige Lichtungen, diese sind aber wiederum sehr windig.

Etwas zu schnell, aber noch gut dabei.

Eigentlich ist für heute ein gemütliches Einlaufen auf der ersten Hälfte mit Steigerung bis Beginn Poppenberg (km 35) geplant, danach Vollgas. Mein Mantra heute "Am Ende stark!".
Doch leider entwickelt sich ab km 5 ein Tempodauerlauf, welcher sehr häufig in einen km-Bereich von 3:30 min - 3:40 min hineinreicht. Das ist viel zu schnell und entsprechend platt erreiche ich den Fuß des Poppenberges auf Gesamtposition 4 liegend. Obwohl ich den gesamten Berg hochgehe (1,5 km), halte ich meine Position. Bei dem gefährlich steilen Hinablaufen des Berges am Harzsüdhang gerate ich in ein riesiges Schlammloch, welches kaum umlaufen werden kann. Ein paar Schritte geht es gut, dann gerät mein Fuß beim Auftreten in eine blöde Lage und sofort verkrampft das komplette linke Bein von oben bis unten. Schrecksekunde! Auf gleicher Höhe erleben zwei Wanderinnen mein Debakel live mit und sprechen mir Mut zu. Ich muss stoppen, dehne und schüttele mein Bein. Bereits nach ca. 30 Sekunden kommt von hinten Norman Bauersfeld vom ausrichtenden Verein angelaufen. Noch kann ich nicht wieder durchstarten. Etwas wehmütig lasse ich ihn vorbei ziehen, klatsche ihn ab und wünsche ihm alles Gute. Nach weiteren 30 Sekunden laufe ich langsam wieder an, habe heute leider sehr mit Krämpfen zu tun. Komme dennoch wieder gut in Fahrt, hoffentlich halte ich auf den letzten 8 km wenigstens die Position 5!

Zieleinlauf bei Traumwetter

Das letzte Stück zieht sich erwartungsgemäß fast unendlich, dafür können wir die blühenden Obstbäume und kräftig-grünen Laubwälder des Südharzes genießen (Sonnenbrand inklusive :-)
Alles geht gut, die letzten beiden Kilometer rollt man bergab nach Nordhausen - ich bin als Fünfter im Ziel! Mehr ging nicht bei dieser Hitze, der Sieger ist auch nur knapp 14 Minuten schneller.

Ecki Seher, Michael Wagner und ich

Ein toller, harter Lauf. Hoffentlich hat er hinsichtlich Supermarathon nicht zu viele Körner gekostet.
Absolut empfehlenswert, altmodisch, familiär, günstig, erfrischend unprofessionell, ultrahart. Als Preisgeld für meinen Platz 2 der AK30 erhalte ich noch eine Thermoskanne, welche ich nicht erst zur nächsten Brocken-Challenge gut gebrauchen kann.




1 Kommentar:

  1. Hallo Steffen, Grüße aus dem Harz sendet Dir Norman. Es war wirklich ungewöhnlich warm und Du hast das einzige Schlammloch weit und breit gefunden :-)

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